Zunächst einmal muss man die Politik insgesamt dafür loben, dass sie relativ schnell und unbürokratisch gehandelt hat. Die Abwägung der Grundrechte – die an und für sich gleichberechtigt nebeneinander stehen – wurde mit der Priorität der Gesundheit der Bevölkerung und dem damit verbundenen Schutz der Risikogruppen vorgenommen, und beispielsweise das Recht auf freie Berufsausübung und andere Grundrechte zum Wohle aller Menschen in der Bundesrepublik demgegenüber eingeschränkt.
Hätte sich jemand vorstellen können, dass man ein demokratisches Land wie die Bundesrepublik Deutschland - mit aller Vernunft der Bevölkerung - innerhalb von zwei Wochen so herunterfahren kann? Wahrscheinlich nicht. Diese besondere Herausforderung hat die Politik unter Zuhilfenahme erheblicher finanzieller Mittel bisher gemeistert. Hier musste global und nicht „klein, klein“ gedacht werden, was allerdings zur Folge hat, dass einige Branchen überproportional betroffen sind wie Luftfahrt, Tourismus, Gastronomie, der gesamte kulturelle Bereich, Selbständige, etc. Wie die Kontroverse im Einzelhandel über die 800 qm zeigt, wird die Diskussion zunehmend intensiver geführt, zumal die Gerichte die Angemessenheit und Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen in unserem föderalistisch aufgebauten Land zurzeit mit unterschiedlichen Ergebnissen überprüfen. Wir glauben, dass uns das Thema noch länger beschäftigen wird. Was kommt allerdings danach? Bleiben die kreativen Ideen der Nachbarschaftshilfe oder werden sie von sozialen und wirtschaftlichen Problemen überlagert, die es mit Sicherheit geben wird? Wie wird sich die Wirtschaft in der Welt verändern? Bleibt die Globalisierung, werden die Grenzen in Europa wieder geöffnet?
Die Zukunftsforscher haben vier Szenarien entwickelt: 1. Die totale Isolation: „Der shutdown ist zur Normalität geworden“. 2. Der System-Crash: „Der Virus hat die Welt ins Taumeln gebracht und sie erholt sich nicht mehr“. 3. Neo Tribes: „Die globalisierte Welt besinnt sich mehr auf lokale Strukturen“. 4. Adaption: „Die Welt geht aus der Krise gestärkt hervor“. Fakt ist: Das Klima erholt sich zurzeit. Die Schuldenberge wachsen rasant. Die Arbeitslosenzahlen werden deutlich steigen. Das Konsumverhalten wird sich radikal verringern bis hin zu Deflationsrisiken. Die Militärausgaben werden glücklicherweise wieder sinken, dafür werden die sozialen- und Gesundheitskosten stark ansteigen. Die Digitalisierung hat einen enormen Zuwachs was sich in Home-Office Arbeit und Beschulung und weniger Ressourcenverbrauch niederschlägt. Die Familien werden sicher wieder mehr Verantwortung übernehmen müssen, weil der Wohlfahrtsstaat an seine Grenzen stößt. Die Flüchtlingsprobleme, der Brexit und America first werden bleiben.